oder: Rilke in allen Lebenslagen
Vielleicht, daß ich durch schwere Berge gehe
in harten Adern, wie ein Erz allein;
und bin so tief, daß ich kein Ende sehe
und keine Ferne: alles wurde Nähe
und alle Nähe wurde Stein.
Ich bin ja noch kein Wissender im Wehe,
so macht mich dieses große Dunkel klein;
bist Du es aber: mach dich schwer, brich ein:
daß deine ganze Hand an mir geschehe
und ich an dir mit meinem ganzen Schrein.
https://www.rilke.name/rilkearmut/
denn er hat einen ollen Franzosen entdeckt .
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues
"Während unsere Seele voll Gefühl ist, sind unsere Reden voll Zweckmäßigkeit." - Unterdrückte Maximen
Vielleicht ist unsere Berliner Lust am Spott ein altes hugenottisches Erbe .... Wer weeß ? Diese Worte deuten darauf hin. Herz mit Schnauze ist ja unser aller Attribut, das wir auch gerne anerkennen.
"La dérision est la pierre de touche de l'amour-propre." ("Spott ist der Prüfstein der Eigenliebe.") - Unterdrückte Maximen
Ich deute diese Maxime so: Wer selbst über die Verursacher der größten Verletzung seiner Person spotten kann, kann sowohl zu seinen eigenen Gefühlen als auch zu weiteren Übergriffen Distanz halten. Die Rede - gerade die spöttische - gewinnt so Freiheitsqualität für den Spötter ... er macht sich frei von seinen , ihn einengenden Gefühlen .... und erlaubt dennoch, anderem und anderen zugewandt zu bleiben .....
Kühn möchte ich schlussfolgern: Wer nicht mit Spott , eigenem und fremdem , umgehen kann, ist unfrei und bleibt das Objekt seiner eigenen Emotionalität ...
mit der er heiter umgehen kann, wenn er denn fähig zum Spott ist: ihn zu ertragen - ihn auszuüben ...
Wer nicht fähig zu Spott ist, dem geht es oft wie dem Fuchs in der Fabel, .... ihm sind die Trauben - die bitterkernige Süße der geistreichen Entgegnung eben nicht gegeben ....
Füchse kommen aber auch durchs Leben ... aber vielleicht wölfischer. Das sei allen Nichtspöttern ein spöttischer Trost. Die Kraft des Gebisses siegt ja meistens über die Kraft des Wortes, selbst des zweckmäßigen, das der schlaue Fabelfuchs ja durchaus beherrscht.
Wer wird denn weinen,
wenn man auseinanderjeht,
wenn anne nächste Ecke
schon een andra steht.
und det jibt doch soo ville Ecken uffe Straße und so ville Leute, die wat zun Tra`ren ham...
Hauptsache: de Moneten klappern .....
er: Leben ist eo ipso die Quersumme aller Redundanzen.
sie: das stimmt - so nicht - denn alles Redundante ist einmal als Information in unsere cognitive und /oder emotionale Mappe gelangt.
Leben ist die freudvoll oder leidvoll erfahrene Wirklichkeit bevor das Erfahrene redundant wird.
Das Redundante ist dann der Alltag, den wir brauchen, um zu überleben....
die zeit kommt
kreischend zum stehen
in der erinnerung...
wie kann ich nur bestehen:
bloß und nicht mehr jung....
ich muss wohl weitergehen
der zeit erlauben,
mich ins all zu wehen ....
wirklich gleich

Jede/r Besucher/in wird gnadenlos niederfotographiert ....
auf dem Vöcklabrucker Wochenmarkt
Ob die auch jodeln ? Schmecken tun sie sicher ....
Schon einige Zeit denke ich darüber nach und habe mich auch schon ein wenig schlau gemacht, wie das so mit dem Zusammenhang zwischen Erinnerung und dem biographischen Gedächtnis funktioniert.
Aus neueren neuronalen Hirnforschungen wissen wir ziemlich genau ( vor allem anhand von Studien über Menschen, die ihr persönliches Gedächtnis verloren, aber in ihrem Lebensumfeld durchaus sinnvoll agieren ), dass es einen Unterschied macht, ob wir unser ICHGEDÄCHTNIS benutzen können --- also über unsere, unser Ich ausmachenden Sinnzusammenhänge aus der Erinnerung verfügen - oder ob wir - ich nenne das mal so - überindividuelle Marker benutzen, um uns auch anhand der Vergangenheit im Lebensvollzug zu orientieren. Man nimmt an - das habe ich gelesen - dass höher organisierte Säuger auch schon über so eine Art Orientierungsgedächnis verfügen.
Ich weiß zwar, dass ich 12 Jahre lang die Schulbank drückte .. weiß auch einige Situationen ... aber "Schule" ist eine kulturell leicht von Ich zu Ich übertragbare Erinnerungsmatrix ... Bahnfahren, Wandern, usw usw.... Wie ich mich aber als Schülerin ( Wanderin, Bahnfahrerin) in Einzelsituationen erlebte - solche Einzelerinnerungen sind es, die MICH konstituieren --- glaube ich.
Erinnerung passiert auf der neuronalen Synapsenschiene, die unterhalb des Großhirns im Hyppocampus liegt.- Wie ich las, spielen auch noch andere Hirnregionen eine Rolle bei diesem Speicherungsprozess: der Thalamus ( in den Schläfenlappen gelegen) z.B. , in dem alle Sinneseindrücke " verwurstet" werden, um dann ihren Weg in die Verabeitungszentren des Großhirns zu nehmen.
Soweit, so unwissenschaftlich ...
Aber dieses Technische will ich an sich nicht hinterfragen - kann es auch nicht ... .
Wenn wir annehmen, dass wir kein statisches Ichbewusstsein haben ... ich nehme das an - Selbstbeobachtung -, muss man auch vermuten, dass unser aktuelles biographisches Gedächtnis eine ständiger Prozess zwischen sagen wir einmal redundanten und neuen hinzukommenden Erinnerungsblöcken ist.
Was will ich eigentlich sagen? ich weiß es nicht....
Vielleicht sagen es diese emotionalen Worte?
Ich bin meine Erinnerungen
an den Duft des Lindenbaumes vor meinem Elternhaus....
das verrußte Gesicht im Fenster des Zuges, der nach Schmilka fuhr....
das Entzücken, wenn meine kleinen Töchter mit mir am Herbstabend dem Flug der Krähen in den Wienerwald mit den Augen folgten....
an die schwitzende Angst vor jeder Unterrichtsstunde in der 4D
die tränende Freude bei der Ankunft meiner Enkel
Die Ereignisse des Alltags - nun -
sie haben mit mir wenig zu tun.
Da gackere ich wie `ne Tolle
in auswechselbarer Rolle.
So wie das arme Huhn
leg ich Eier um etwas zu tun.
Medea aus Kolchis,
ich beneide Dich,
denn Du hattest noch Zähne
und unmenschlichen Mut
deine Fremdheit zu rächen
in einer Welt,
die so wie heute
Unangepasstes und Fremdes hasst.
Ich habe mich stets angepasst .
können sich da welche nicht entscheiden, wohin ?
oder kann da eine nicht mit ihrer Digicam umgehen ?
In der jähen Dunkelheit
wenn das Augenlid
schwer auf den Körper fällt,
erheben sich
Gespenster der Vergangenheit,
tanzen den Reigen von Hass und Neid.
Öffne ich die Augen im Tageslicht,
seh ich die Gespenster nicht.