Freitag, 28. November 2008

Oral history

Das Ätschspiel



Jetzt sind die langen Nächte im Jahr. Alle haben wir genug zu essen - nein, genauer: das haben wir im Überfluss und schon im Genuss des Essens schleicht sich - besonders nach den Festttagen - Kummer über die Gewichtszunahme bei dem Genießer/ der Genießerin ein.

Ich erinnere mich an ein bei meinem Bruder ( 1 1/4 Jahr jünger als ich) und mir sehr beliebtes Abendspiel, das wir bestimmt von den Jahren 1945 bis 47 des öfteren gespielt haben. Wir hatten eine sehr kleine Wohnung: Küche, Zimmer, Klo, Korridor und aus :- und waren doch schon drei Kinder.
Es kam eben an den langen Winterabenden vor, dass Buba, mein Bruder und ich schon so gar nicht mehr wussten, was wir treiben sollten, Alle Spiele - sogar die, die Vater mit uns spielte, waren schon langweilig - aber der Teufel des Übermuts bohrte wohl so lange in uns, einander zu necken und zu foppen, bis - ja - bis es halt zu laut wurde in der kleinen Küche, Baby Martin schrie dann auch noch bisweilen, kurz: unsere Eltern verloren die Nerven und jagten uns in Bett. Das Zimmer war nie geheizt, es war kalt und wir lagen da wie zwei erfrorene Hunde in den Ehebetten und weinten laut und leise vor Kummer über das erlittene Unrecht, auch unser Hunger fiel uns dann wieder ein. Mitleidig - und wohl auch ein wenig schuldbewusst kam dann Mutti oder Vati und brachte jedem von uns noch eine ganz dünne Scheibe Brot, damit wir besser einschlafen konnten. Heute weiß ich, dass sie diese Scheiben von ihrer kärglichen Ration abgespart hatten (es gab nur streng rationiert Brot, Milch, Fett, na halt alles Lebensnotwendige auf Lebensmittelkarten).
Buba und ich spielten dann das "Ätschspiel".
Mehr oder weniger kunstvoll laut, mampften wir vor uns hin, sagten dann dem andern: "Duu, ich habe schon alles auf. Ach wie schade." " Ätsch, ich habe noch etwas!" kam dann als Antwort. Und das Gemampfe ging weiter.
So ging das ewig hin und her und ich erinnere mich gut daran, dass ich nicht nur einmal am Morgen noch ein paar Krümel Brot in der fest geschlossenen Faust fand.

Alle paar Jahre erinnern sich mein Bruder Buba und ich an das Spiel - wehmütig und dankbar. Wehmütig, da wir heute viel viel anspruchsvoller geworden sind und dankbar, dass wir so gute Eltern hatten, die, selber zaundürr ( es gibt Fotobeweise) gesunde und blühende Kinder hatten ( Fotobeweise ebenfalls vorhanden).

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